Die erste Barbaratagung am Fraunhofer IGCV stieß auf große Resonanz
Drei Anläufe brauchte es und dann konnte die erste Barbaratagung am Fraunhofer IGCV doch nur virtuell stattfinden. Nichtsdestotrotz folgten ca. 65 Zuhörerinnen und Zuhörer vorwiegend aus Bayern, aber auch aus anderen Bundesländern und Österreich der Einladung von Dr. Steffen Klan und Prof. Wolfram Volk zu vier Vorträgen zum Thema „Gestärkt aus der Krise – die Zukunft meistern“.
Herr Dr. Martin Hirsch beleuchtete die Veränderungen bei Gießereiprodukten im Wandel zur Elektromobilität aus Sicht der BMW AG. Die Leichtmetallgießerei der BMW Group in Landshut ist hier schon sehr gut aufgestellt und produziert bereits spezielle Gussbauteile für E-Fahrzeuge. Das Zentralgehäuse des hochintegrierten E-Antriebs der fünften Generation wird im weltweit einzigartigen Injector-Casting-Verfahren produziert. Hier ist auch der Automatisierungsprozess sehr weit fortgeschritten.
Dr. Hirsch sieht bei den speziellen Bauteilen für die E-Mobilität eine ähnliche Komplexität wie für die herkömmliche Verbrennertechnologie. Produktionsprozesse für klassische Verbrenner-Bauteile, wie z.B. Zylinderköpfe werden bei der BMW AG ebenso weiterentwickelt.
Die Zukunft aus Sicht einer mittelständischen Gießerei stellte Dr. Thomas Greß von PINTER GUSS anhand drei Herausforderungen „Umwelt & Energie“, „Digitalisierung“ und „Produkt-/Prozesskomplexität“ vor.
Besonders die enorm gestiegenen Energiepreise erweisen sich als Innovationstreiber. Hier steuert PINTER GUSS u.a. mit einer energieoptimierten Auftragsplanung gegen. Da erweist es sich als hilfreich, dass bereits früh in Digitalisierung investiert wurde. Besonders die Schnittstellenthematik stellt KMUs immer wieder vor große Herausforderungen und verlangt hohe Investitionen. PINTER GUSS setzt hier auf individuelle Programmierung, Ready-to-go Lösungen sind oft zu unflexibel.
Dr. Daniel Günther berichtete aus der Perspektive der Forschung über das Projekt „Windmelt„. Wie kann die energieintensive Gießereiindustrie einen Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten? In einer detaillierten Machbarkeitsstudie verglichen die Forscherinnen und Forscher, wie ökonomisch sinnvoll überschüssige Windkraft zum Schmelzen von Aluminium verwendet werden kann. Kombiniert mit den bereits am Markt verfügbaren Transportkapazitäten für Aluminiumschmelze kann hier eine nennenswerte Reduktion des CO2 Ausstoßes erreicht werden.
Zuletzt berichtete Georg Fuchs, M.Sc. vom utg über einen interessanten Forschungsansatz zur Steigerung des Wirkungsgrads von Elektromotoren. Dabei sollen die elektromagnetischen Kennwerte des Rotors eines Asynchronmotors durch eine systematische Optimierung des Gießprozesses verbessert und so die Effizienz des elektrischen Antriebs gesteigert werden. Zentral hierbei ist die Gießsimulation. Sie soll bereits vor dem Gießen des Rotors eine Aussage über die zu erwartenden Eigenschaften des Rotors liefern.
Das Projekt haben wir bereits in der zweiten Ausgabe des gtm-Newsletters (Seite 7) vorgestellt.
Zum Schluss waren sich alle einig, dass es ein gelungener Neustart der Barbaratagung war, wenn auch der zünftige Gießerabend ausfallen musste.